Donnerstag, 20. Dezember 2012

Otavalo - Große Distanz, noch größerer Markt, (fast) zu große Berge


Neben uns vier (mittlerweile leider nur noch drei) Freiwilligen in Riobamba, befinden sich noch etwa 16 weitere Freiwillige meiner Organisation in Otavalo, eine mittelgroße Stadt im Norden des Landes, von Touristen überlaufen und circa sieben Busstunden von Riobamba entfernt. Neben meist sehr gutem Wetter bietet Otavalo jeden Samstag den größten indigenen Markt in Südamerika. Von Schachbrettern über Hängematten, Traumfängern und Strickpullis, hier findet jeder etwas. Hier zwei Ereignisse der letzten Wochen, die ich dort erleben durfte:

Die Besteigung des Imbabura, oder auch: der sportlichste Tag meines Lebens

Jeder der mich ein wenig kennt, wird es für einen extrem schlechten Witz halten, dass ICH mir vornahm, einen 4600 Meter hohen Vulkan hochzulaufen, und dafür auch noch 20$ zu zahlen. Aber nun gut, was man sich vornimmt, sollte man auch durchziehen. So hieß es für mich und einige andere aus Otavalo um 3:15 MORGENS aufzustehen um mit voller Motivation 1300 Höhenmeter zu überleben.

Vorher - NOCH lachst du Julia

  Irgendwo, zwischen Schritt 20 und 30 verlor ich bereits meine Motivation, doch da waren noch circa 1290 Meter zu bewältigen – na super, das kann ja nur ein Erfolg werden… Mit der Zeit und ansteigender Höhe kristallisierten sich sehr schnell regionale Unterschiede heraus. So liefen die Süddeutschen wie bekloppt diesen nicht enden wollenden Berg hoch, während Team Köln (danke für diesen Ausdruck Katja) röhrend und schnaufend nach Luft schnappte.
Das ist nicht unbedingt motivierend... (16x Zoom)

 




Während sich dieser regionale Unterschied immer mehr offenbarte und die verschwommenen Silhouetten der Anderen nun gänzlich verschwanden, schafften wir es, von unserem Guide unaufhörlich mit Schokolade gefüttert, nach 3h und 15min bis rauf zum Gipfel. Wahnsinn!
Team Köln am Ziel!
 Da die Höhe mir nun doch ordentlich zu schaffen machte, entschied ich mich keinen Meter mehr weiter zu bewegen, und auf die Rückkehr der Anderen zu warten, die scheinbar nicht mehr genug bekommen konnten, weitere zwei Stunden im Nebel und in der Kälte noch um den Krater rumzulaufen. Bitte, ich entschied mich derweil zu picknicken und danach (mehr oder weniger) gemütlich zu schlafen – immer noch auf 4600 Metern! Das war sowohl der schönste Moment der ganzen Wanderung, ganz alleine, 4550 Meter höher als Köln, in Wolken eingehüllt zu liegen, als auch verdammt kalt!
Angekommen!

Gesundheit!

Wir sind allein: Mein IPod und ich


Der Abstieg ging dann etwas flotter, im Hinterkopf meine bevorstehende Belohnung: eine frisch gebackene Schokopizza! Nun, nach über einem Monat danach, kann ich behaupten, ich habe mich von diesen Strapazen einigermaßen erholt!


Ja, das ist tatsaechlich eine Schokopizza!


Dia de los defuntos – Allerheiligen

Während für mich Allerheiligen in Deutschland immer nur ein netter Feiertag ohne Schule war, erlebte ich diesen Tag in 10000km Entfernung ziemlich anders. Ich fuhr aus Tixán zu Jonas, einem anderen Freiwilligen, in die Gemeinde, da meine Gastfamilie evangelisch ist und diesen Tag somit nicht feiert, seine hingegen schon. Traditionell wird am Vortag Brot gebacken, um es am darauffolgenden Tag gemeinsam mit der ganzen Familie am Grab der Verstorbenen zu essen. Dass jedoch das Ofenzimmer in der Nacht vorher zu einer Großbäckerei umfunktioniert wird, damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Nach anderthalb Stunden Brötchen-, Zöpfe- und Brezelformen gaben wir auf, und überließen geschlagen den Profis das Feld.


Am nächsten Morgen fuhren wir dann mit der ganzen Familie auf den Friedhof der nächst größeren Stadt St. Pablo, wo ein heilloses Gewusel  herrschte. Eisverkäufer laufen schreiend ihre Ware anpreisend über den Friedhof, es treffen sich Freunde und alte Bekannte, Gräber werden umgegraben, die Familien schenken sich  Essen, um es miteinander zu teilen, laute Musik klingt aus den Boxen im Hintergrund, es herrscht eine Atmosphäre wie auf einer Kirmes, und doch stehen wir mitten auf einem Friedhof und um uns herum “ruhen“ die Toten.

Die ganze Familie


Jonas Gastmutter




Danke an Jonas und vor allem an seine unglaublich liebe Gastfamilie, dass ich so etwas Einzigartiges miterleben durfte!

3 Kommentare:

  1. boy ich will auch schokopizza :o

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  2. Danke, dass du da an diesen Tagen bei mir und meiner Familie warst, ich soll dich lieb gruessen!

    Jonas

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